Insulin-resistenz: Ursachen und Folgen
Als Insulin-Resistenz bezeichnet man die verminderte Reaktion der Körperzellen auf das Hormon Insulin. Sie ist das direkte Vorspiel des Diabetes mellitus Typ 2, bei dem der Körper gar kein Insulin mehr produziert. Dann muss das Insulin von außen in Tablettenform oder als Injektion zugeführt werden.
Wie Insulin funktioniert.
7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Typ 2 Diabetes - der Volkskrankheit, die durch unseren modernen Lebensstil entsteht: Falsche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel. Der Zusammenhang erschließt sich, wenn wir uns anschauen wie Insulin funktioniert:
Die Kohlenhydrate, die wir mit der Nahrung aufnehmen werden im Darm in Einfachzucker umgewandelt. In dieser Form gelangt das Zucker dann nach dem Essen ins Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt. Als Antwort auf den hohen Blutzuckerspiegel produziert die Bauchspeicheldrüse Insulin. Das Insulin bringt den Zucker aus dem Blut in die Zellen. Dort kann der Zucker entweder sofort zu Energie verbrannt werden oder er wird in den Glykogenspeichern abgelegt. Wenn der Zucker aus dem Blut in die Zellen geschleust wurde, sinken erst der Blutzuckerspiegel und dann der Insulinspiegel wieder ab. Dies ist der physiologische Mechanismus eines gesunden Körpers.
Das Phänomen des immer hohen Insulinspiegels.
Doch bei vielen Menschen sinkt der Insulinspiegel nach dem Essen nicht mehr, bzw. ist bereits im Nüchternzustand hoch und steigt nach dem Essen extrem an. Der Mechanismus ist gestört. Das Phänomen das zum immer hohen Insulinspiegel führt ist die Insulin-Resistenz:
Wir essen eine (meist sehr kohlenhydratreiche) Mahlzeit und der Blutzuckerspiegel steigt. Dann steigt der Insulinspiegel, da der Zucker aus dem Blut in die Zellen soll. Doch die Zellen reagieren nicht mehr auf das Insulin, sie weigern sich quasi den Zucker aufzunehmen. Der Blutzuckerspiegel steigt im Laufe der Mahlzeit weiter und daraufhin wird immer mehr Insulin ausgeschüttet. Irgendwann ist der Insulinspiegel so hoch, dass die Zellen verspätet, widerwillig und langsam den Zucker aufnehmen. Bei einer Insulin-Resistenz haben wir also nach jeder Mahlzeit einen zu hohen Blutzuckerwert und einen zu hohen Insulinspiegel, der dann auch nicht mehr auf die gesunden Werte sinkt.
Die Insulin-Resistenz kann langfristige Folgen haben.
Es kommt zu Problemen der Bauchspeicheldrüse. Diese muss nämlich die ganze Zeit übermäßig viel Insulin produzieren. Irgendwann jedoch kann sie das nicht mehr. Sie ist erschöpft und ausgebrannt und stellt die Insulinproduktion ein. Die Folge ist der Typ 2 Diabetes. Er entsteht also nicht über Nacht, sondern ist das Resultat einer langen Phase der Insulin-Resistenz.
Übergewicht: Nicht nur "ein bisschen moppelig" sondern adipös. Denn das Insulin ist auch für die Regulation des Fettgewebes verantwortlich, also für den ständigen Fettauf- und -abbau. Bei konstant erhöhtem Insulinspiegel, kommt es zu starkem Fettaufbau (und keinem Fettabbau). Gerade das Fettgewebe am Bauch ist besonders insulinempfindlich. Wenn man am Bauch schnell Fett ansetzt, kann dies ein erstes Alarmsignal für eine Insulin-Resistenz sein. Der Stoffwechsel verschlechtert sich dadurch weiter und verstärkt die Insulin-Resistenz sogar.
Die Leber neigt bei einem hohen Insulinspiegel dazu, Zucker verstärkt in Fett umzuwandeln. Und das macht sie jetzt die ganze Zeit. Das Fett aus der Leber wiederum wird an das Blut abgegeben. Es kommt zu Fettstoffwechselstörungen, die in der Summe Ursachen für viele Herzkrankheiten und den Herzinfarkt sein können:
Ständig erhöhte Blutfettwerte (Triglyceride).
Umwandlung des LDL-Cholesterins in eine ungesunde Form:
LDL transportiert Cholesterin im Blut zu den Zellen. Im Normalfall hat es eine große Form und schwebt im Blut. Bei Insulin-Resistenz verändert sich die Form des LDL: Es wird klein und dicht und neigt dazu sich im Blut abzusenken. In dieser Form kann das LDL in Gefäßwände eindringen und dort sein Cholesterin ablagern. Das ist der Beginn der Gefäßerkrankung Arteriosklerose.
Das gute HDL-Cholesterin, dass den Ablagerungen entgegenwirken soll sinkt auf zu niedrige Werte.
Bluthochdruck: Weil die Nieren bei hohem Insulinspiegel weniger Natrium ausscheiden gelangt mehr Natrium ins Blut und erhöht den Blutdruck.
Diese Stoffwechsel-Probleme werden in der Medizin unter dem Begriff Metabolisches Syndrom zusammengefasst.
Wie kommt es zur Insulin-Resistenz? Die Ursachen.
Stress. Im Normalfall wird Zucker vom gesamten Körper aufgenommen. Doch bei einem Kampf auf Leben und Tod wird der Zucker als Energie in den Nerven und Muskeln gebraucht. Nerven und Muskeln brauchen kein Insulin, um Zucker aufzunehmen. In einer akuten Stresssituation ist das ein enormer Vorteil. Doch da viele Menschen im Alltag unter chronischem Stress stehen, ist dieser Notfallmechanismus bei diesen ständig aktiv. Das kann die insulinempfindlichkeit aller Zellen erheblich stören. Sie entwickeln in der Folge eine Insulin-Resistenz.
Überernährung. Der Zucker gelangt nach dem Essen ins Blut und wird von den Zellen aufgenommen. Dort wird er in den Glykogen-Speichern abgelegt und kann bei Bedarf zu Energie abgebaut werden. Doch was wenn wir regelmäßig mehr essen als wir brauchen? Der Körper speichert soviel als Glykogen wie er kann, doch die Glykogenspeicher sind begrenzt. Wenn die Speicher voll sind, verbleibt der Zucker im Blut. Anhaltend hohe Blutzuckerwerte führen zu einem anhaltend hohen Insulinspiegel.
Auch Bewegungsmangel führt nachgewiesen zu Insulin-Resistenz. Während einer Untersuchung am Copenhagen Muscle Research Centre in 2011 hat man 12 jungen und gesunden Männern 7 Tage lang totale Bettruhe verordnet. Anschließend hat man den Effekt auf die Muskulatur untersucht. Die Fähigkeit der Muskeln Zucker zu speichern hatte bereits nach kurzer Zeit abgenommen, sie waren insulinresistent geworden. Auch die Fähigkeit der Muskeln den gespeicherten Zucker zu Energie zu verbrennen war deutlich reduziert.
Die Folgen der Insulin-Resistenz.
Die Zivilisationskrankheiten, die mit Insulin-Resistenz in Verbindung gebracht werden sind vielfältig und gehen weit über den Typ 2 Diabetes hinaus. Weiter können entstehen:
Arteriosklerose
Herzinfarkt
Krebs
Gicht
Demenz
Die gute Nachricht.
Sofern die Insulin-Resistenz noch nicht in einen manifesten Typ 2 Diabetes übergegangen ist, besteht die Möglichkeit den Prozess umzukehren. Dies bedeutet häufig eine radikale Umstellung der Lebensgewohnheiten, vor Allem in Bezug auf die Ernährung und Bewegung:
Alles was verarbeitet ist, sollte vom Einkaufszettel gestrichen werden. Viele Fertigprodukte enthalten nämlich sehr viel Zucker. Und dieser ist oft versteckt in vermeintlich gesunden Lebensmitteln.
Auch Zuckerersatzstoffe, wie z.B. Xylit sind keine Lösung. Sie haben zwar deutlich weniger Kalorien als herkömmlicher Zucker, sind aber genauso süß. Sie befeuern die Lust auf Süßes und machen empfindlicher für die süßen Verlockungen. Es gilt, die Zunge vom Süßen zu entwöhnen und lieber auf Lebensmittel mit natürlicher Süße setzen. Zum Beispiel lässt sich mit Roter Beete überraschend gut süßen. Diese natürlichen Lebensmittel haben darüberhinaus noch weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften.
Mit ausgewogener Vollwerternährung, hochwertigem, möglichst pflanzlichem Eiweiß und viel Gemüse bleibt der Körper lange satt und der Blutzuckerspiegel konstant.
Außerdem sollten jeden Tag mindestens 30 Minuten Bewegung auf dem Programm stehen, um die Kapazität der Muskelzellen zur Zuckerspeicherung und Verbrennung wieder auszuweiten.
Sie vermuten bei sich eine Insulin-Resistenz? Achten Sie auf diese Anzeichen:
Erfasst Sie 1-2 Stunden nach Ihrer Mahlzeit eine große Müdigkeit?
Haben Sie Heißhunger auf Süßes?
Überkommen Sie manchmal richtige Ess-Attacken?
Haben Sie Schwierigkeiten Ihr Gewicht zu reduzieren?
Fühlen Sie sich vielleicht rundum unwohl und wissen nicht so recht warum?
Durch die Analyse einiger Blutwerte lässt sich einfach herausfinden, ob Sie an einer Insulin-Resistenz leiden. Diese Laboruntersuchung können Sie bei Ihrem Hausarzt oder in meiner Praxis durchführen lassen. Mit einer konsequenten Ernährungs- und Lebensumstellung lässt sich die Insulin-Resistenz oft komplett umkehren, so dass Sie sich vor Langzeitschäden schützen können. Betrachten Sie es als Chance, Verantwortung für Ihre Gesundheit zu übernehmen. Langfristig wird es Ihnen Ihr Körper sicher danken.
Ich helfe Ihnen gern dabei!