das POST-Covid-Syndrom.
Die Spätfolgen einer überstandenen COVID-19 Infektion geben Ärzt*innen und Forscher*innen noch immer Rätsel auf. Nach der ersten und zweiten Welle der Pandemie häuften sich die Patient*innen, die nach ihrer “Genesung” von der akuten Infektion einfach nicht gesund waren. Sie stießen auf Unverständnis im privaten und beruflichen Umfeld und fanden mit ihren Symptomen auch beim medizinischen Personal kein Gehör oder keine Lösung.
Mittlerweile wurden die Folgeerscheinungen einer COVID-19 Erkrankung durch die WHO als eigenständige Erkrankungen anerkannt. Zudem gibt es jetzt eine definierte Abgrenzung der kursierenden Begriffe (NICE Guidelines):
COVID-19 / Akutes COVID-19: Zeichen und Symptome einer COVID-19 Infektion im Zeitraum von 4 Wochen.
LONG COVID: Unter diesen Begriff fallen anhaltende Symptome im Zeitraum von 4-12 Wochen.
POST COVID: Alle Symptome, die 12 Wochen nach der akuten Erkrankung
persistieren.
Post-Covid Symptome existieren unabhängig vom Verlauf der Akutinfektion.
Die Beschwerden der ersten Betroffenen wurden nicht sofort mit dem SARS-CoV2-Virus in Verbindung gebracht. Damals dachte man, dass vor Allem ältere und Menschen mit Vorerkrankungen besonders gefährdet sind. Ca. 60% der Post-Covid-Patient*innen hatten nur einen milden Verlauf und wurden in der Akutphase der Erkrankung nicht stationär behandelt. Der Großteil ist zwischen 40 und 60 Jahren alt.
Außerdem schien der Symptomenkomplex den sie präsentierten nicht klar abgrenzbar: Patient*innen stellten sich unter anderem vor mit kognitiven Beeinträchtigungen, wie Wortfindungs- oder Konzentrationsstörungen. Sie beklagten Aufmerksamkeitsstörungen und andere kognitive Defizite, die sie im Alltag stark beeinträchtigten.
Weitere litten unter anhaltender physischer und psychischer Minderbelastbarkeit, der sogenannten Fatigue. Andere, oft vorher sehr aktive Menschen klagten über Muskelschwäche, Schmerzen und Atemnot. Bei manchen COVID-19 "Genesenen" hielten die Geruchs- und Geschmacksstörungen auch Wochen bis Monate nach der Infektion an. Tinnitus, Herzrhythmusstörungen, Schmerzen im Magen-Darm-Trakt. Die Liste der Beschwerden nimmt kein Ende.
Fatigue zählt zu den häufigsten Symptomen eines Post-Covid-Syndroms.
Laut aktuellem Kenntnisstand wurden bereits über 100 Symptome zusammengetragen und in knapp 3 Dutzend Diagnosen zusammengefasst. Diese Kategorisierung soll dabei helfen zu verstehen, was im Körper der Betroffenen vorgeht. Was sind gemeinsame Nenner? So konnte eine Metaanalyse aus Texas, USA über 50 verschiedene Langzeiteffekte untersuchen. Laut der Studie sind die 5 häufigsten Symptome:
Fatigue
Kopfschmerzen
Aufmerksamkeitsstörungen
Haarverlust
Atemnot
Wie kann eine Atemwegserkrankung das gesamte System lahmlegen?
Bereits die Akutinfektion hat Mediziner Anfang 2020 immer wieder vor Rätsel gestellt. Sie sahen sich mit einem Virus konfrontiert, der die Atemwege befällt und eine Reihe scheinbar willkürlicher Komplikationen mit sich brachte: Blutgerinnsel, Schlaganfälle, Nierenversagen, Probleme im Magen-Darm-Trakt. Das Virus überraschte immer wieder.
Anhand von Gewebeproben weiß man sicher, dass das SARS-CoV2 Virus die Lungen infiziert. Man weiß nun aber auch, dass es die Blutgefäße infiziert. Es ist also auch eine eine vaskuläre Infektion. Das Virus verursacht die Entzündung der innersten Schicht unserer Blutgefäße, dem Endothel. Gesundes Endothel ist wie eine spiegelglatte Eisfläche. Nachdem das Virus es befallen hat, sieht das Endothel leider so aus wie das Eis nach einem Profi-Hockey-Spiel.
Der Befall des Endothels ist deswegen so kritisch, weil alle Organe des Körpers durch die Blutgefäße miteinander verbunden sind. So erschließt sich die Vielfalt an Komplikationen im gesamten Körper.
Die Schäden an den Gefäßen bleiben bestehen.
Noch wird intensiv an Post-Covid geforscht und unzählige Fragen sind weiter offen. Doch weiß man, dass die vaskulären Schäden einer akuten Covid-Infektion beim Post-Covid-Syndrom weiter bestehen. Das Endothel ist weiter beschädigt. Bei einigen Betroffenen sind bis zu 80% der Blutgefäße in der Lunge zerstört.
Impfung kann bei Post-Covid-Syndrom Erleichterung bringen.
Diese Patient*innen testen negativ aufs Virus. Doch besonders interessant ist, dass ca. 40% der Betroffenen einen Rückgang ihrer Symptome nach einer Impfung melden. Das lädt die Hypothese ein, dass das Virus in Reservoirs im Körper bleibt und deswegen bei Abstrichen oder Blutuntersuchungen nicht nachweisbar ist. Solche Erkrankungen kennen wir bereits: bei der Lyme Borreliose, Syphilis oder Herpes zum Beispiel verbleibt das Virus so im Körper.
Die gute Nachricht: Angiogenese. Das heißt unser Körper kann Blutgefäße neu herstellen.
Unsere Blutgefäße erneuern sich mit Hilfe der Stammzellen im Knochenmark. Und darauf können wir Einfluss nehmen. Mit unserer Ernährung und unserem Lebensstil. Viele Nahrungsmittel können unsere Stammzellen regelrecht betäuben. Dazu zählen vor allem Produkte mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, stark verarbeitete Nahrungsmittel, verarbeitetes Fleisch von nicht artgerecht gehaltenen Tieren und Zuckerersatzstoffe.
Außerdem kann regelmäßige sportliche Bewegung die Angiogenese, das neue Wachstum von Blutgefäßen unterstützen, während Stress oder Schlafmangel sie behindern.
Hilfe für Betroffene.
Es wird geschätzt, dass bis zu einem Drittel derer, die eine COVID-19 Erkrankung überstanden haben ein Post-Covid-Syndrom entwickeln. Überall im Land entstehen Post-Covid-Ambulanzen. Hier ein paar Links. Weitere Ansprechpartner sind die Hausärzte und die Kassenärztliche Vereinigung.
In Berlin: https://cfc.charite.de/post_corona_fatigue/
An der RWTH Aachen: https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/klinik-fuer-neurologie/fuer-patienten/ambulante-versorgung-sprechstunden/neurologische-post-covid-sprechstunde/
München (für Menschen bis 25 Jahre): https://www.muenchen-klinik.de/krankenhaus/schwabing/kinderkliniken/kinderheilkunde-jugendmedizin/spezialgebiete-kinder-klinik/kinder-immunologie-immunschwaeche-immundefekt/therapie-kinder-immunologie-immundysregulation/long-covid-kinder-jugendliche/