Was ist Vitamin D und wo kommt es her?
Vitamin D wird auch als das Sonnenhormon bezeichnet. Dieser Begriff passt besonders gut, denn heute weiß man, dass Vitamin D gar kein Vitamin ist sondern ein Hormon. Hormone sind körpereigene Botenstoffe die den Stoffwechsel für bestimmte Organe steuern. Unser Körper kann das Vitamin D also selbst bilden: Aus Cholesterin bildet die Haut bei Sonneneinstrahlung Cholecalciferol, den Vorläufer des Vitamin D. Das Cholecalciferol gelangt mit dem Blut in die Leber, wo es in Vitamin D2 und schließlich in der Niere in die aktive Form Vitamin D3 umgewandelt wird. Vitamin D kann auch über die Nahrung, z.B. fetten Fisch oder Pilze aufgenommen werden. Genau wie bei der Eigensynthese ist jedoch die Umwandlung in D3 notwendig, da nur diese Form wirksam ist.
Die Funktionen von Vitamin D
Eine lang bekannte Funktion ist die Beteiligung des Vitamin D am Knochenstoffwechsel: Es fördert die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und die Härtung der Knochen und beugt so der Erweichung und Verformung der Knochen und der Osteoporose vor. Vitamin D ist außerdem an der Steuerung unserer Gene beteiligt (Epigenetik) und nimmt somit Einfluss auf Prozesse im gesamten Körper. In den vergangenen Jahren wurden Zusammenhänge zwischen Vitamin D Mangel und folgenden chronischen Krankheiten aufgedeckt:
Metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus Typ 2 [Papandreou et al., 2015]
Herz-Kreislauf-Erkrankungen [Parker et al., 2010]
Krebserkrankungen [Bjelakovic et al., 2014]
Unsere Unterversorgung mit Vitamin D
Die Eigensynthese von Vitamin D (also die Produktion durch die Haut) trägt den größten Teil zur Versorgung bei. Dennoch sind nur 38,4% der Erwachsenen ausreichend mit Vitamin D versorgt. [DEGS 1] 2015 hat das Universitätsklinikum Wien folgende Studienergebnisse veröffentlicht: Von 100 Schulkindern, die am Ende des Sommers untersucht wurden, hatten nur 10% einen normalen Vitamin D Spiegel. Als im Frühjahr erneut nachgemessen wurde, waren aus dem 10% mit normalen Werten 0,9% geworden. [Mehany, et al., 2015]
Wie ist das möglich? Die für die Synthese benötigte UV-B-Strahlung kommt ganzjährig nur in Regionen unterhalb des 35. Breitengrades vor. In höher gelegenen Breitengraden nimmt die Intensität und Dauer an adäquater Strahlung ab. Die Sonne steht dann so schräg, dass der Weg durch die Atmosphäre zu weit wird. Da Deutschland zwischen dem 47. und 55. Breitengrad liegt ist die Vitamin D Bildung bei uns nur von Ende März bis Anfang Oktober möglich. Im Frühling und Sommer steht uns das energiereiche UV-B Mittags zwischen 11 und 14 Uhr zur Verfügung. Doch der moderne Lebensstil erlaubt uns nicht, genügend Zeit in der Sonne zu verbringen. Stattdessen sitzen wir im Büro, der Schule oder vorm Fernseher und verpassen das Zeitfenster in dem wir unsere Vitamin D Speicher für den Winter aufladen könnten. Wenn wir doch Zeit draußen verbringen, dann cremen wir uns mit Sonnenschutz ein. Bereits ein LSF 15 verhindert die Vitamin D Produktion. [Spitz, 2019] Ein besonders hohes Risiko für Vitamin D Mangel haben ältere Personen und Menschen, die sich selten oder nur mit bedeckter Haut im Freien aufhalten. Und Personen, die unter chronischen Magen-Darm-, Leber- oder Nierenerkrankungen leiden, bei denen also der Umwandlungsprozess in aktives D3 gestört ist. Bestimmte Medikamente, z.B. Antiepileptika oder Zytostatika hemmen die Vitamin D Synthese ebenfalls.
Was passiert, wenn ich zu wenig Vitamin D habe?
Ein Vitamin D-Mangel liegt bei einer Konzentration von weniger als 25 nmol/l (nanomol pro Liter) im Blut vor. Andere Autoren setzen 30 nmol/l als absolute Untergrenze an und wünschen einen Wert zwischen 40 und 60 mmol/l.
Vitamin D Mangel kann den ganzen Körper schwächen. Mögliche Symptome sind Müdigkeit und Schlafstörungen, verlangsamtes Denken und Depressionen. Die Funktion der Muskulatur ist beeinträchtigt, es kommt zu Muskelschwäche- und krämpfen. Patienten leiden unter Schmerzen in Knien und Rücken, Hautproblemen und einer erhöhte Anfälligkeit für Infekte und bakterielle Infektionen. Die Chancen, eine Osteoporose oder ein anderes Knochenleiden (Osteomalazie) zu entwickeln steigen. Bei älteren Menschen steigt das Fallrisiko und es kommt gehäuft zu gefürchteten Oberschenkelhalsfrakturen. [Ärzteblatt, 2013]
Und nun?
Vitamin D ist fettlöslich. Sinnvoll, d.h. mit einer fettreichen Mahlzeit oder einem Löffel Öl substituiert lässt sich ein Vitamin D Mangel gut behandeln. Die Richtwerte über die tägliche Substitutionsmenge variieren erheblich je nach Autor. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass jeder Patient individuell auf die für ihn, bzw. sie angebrachte Menge eingestellt werden sollte. Der Laborwert ist hierfür ebenso eine Indikation wie der Lebensstil, die Ernährungsweise, das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße und Konstitution sowie Vorerkrankungen und der seelische Zustand.
Vitamin D Spiegel messen: Was und wie?
Mittlerweile ist das freie, biologisch aktive Vitamin D3 (fD3) direkt im Blut messbar. Die Abrechnung ist zwar nur im privatärztlichen Bereich gegeben, doch übernehmen manche Krankenkassen die Kosten, wenn ein Vitamin D Mangel vermutet wird. Für Selbstzahler kostet die Untersuchung je nach Labor zwischen €25 und €50 und ist unkompliziert durchführbar.
Vitamin D ist wichtig. Es ist kein Allheilmittel.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Vitamin D extrem wichtig für die Funktionalität unseres Körpers ist. Es ist aber nur ein Faktor von vielen. Niedrige Vitamin D Werte sind kein Grund zur Panik. Unser Körper kann vereinzelte Mängel durchaus mal kompensieren. Man sollte sich aber bewusst machen, dass die Zellen ohne ausreichend Vitamin D Stoffwechselprobleme bekommen, d.h. sie können nicht so gut funktionieren wie sie sollten. Kommen nun weitere Probleme hinzu wie z.B. schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, schwierige Sozialkontakte oder akuter Stress, dann sind die Zellen in ihrer jeweiligen Funktion so sehr beeinträchtigt, dass der Körper symptomatisch und letztendlich langwierig krank wird.
Selbst wenn Sie sich gesund fühlen ist es allemal Wert, den Vitamin D Spiegel zu kontrollieren, da Vitamin D ein großes Potential in der Prävention zahlreicher Krankheiten hat. Bei Fragen sprechen Sie mich gerne an.
Bitte beachten Sie:
Die hier aufgeführten Informationen dienen dazu, Ihnen diagnostische oder therapeutische Möglichkeiten aufzuzeigen. Die genannten Effekte hängen von vielen Faktoren ab und können von Patient zu Patient variieren. Ein Erfolg der Behandlung kann nicht versprochen werden. Dies ist bei allen medizinischen Behandlungen so, unabhängig, ob diese eine klassische schulmedizinische oder eine naturheilkundliche Behandlung ist.
Gerne informiere ich Sie persönlich genauer, welcher Ansatz zu Ihren Bedürfnissen passt. Bitte sprechen Sie mich an.